Das Pressepotpourri bringt aus der Fülle der Veröffentlichungen über ›Schröder erzählt‹, die in zehn Ordnern gesammelt sind, lediglich Zitate bis zum Jahr 2000. Eingestreut sind einige kuriose Texte, damit der Leser über den Elogen nicht einschläft. Eine vollständige chronologische Presseliste zu Jörg Schröders und Barbara Kalenders Kollaborationen, Herausgaben, Filmen etc. finden Sie in den Bestandslisten des MÄRZ-Archivs im Deutschen Literaturarchiv.
A Abonnent 340: »… um so mehr hat uns die Passage über Harry Rowohlt in Ihrer jüngsten Folge ›Bubi‹ gefreut: Wie Harry Rowohlt nämlich, als er einmal nächtens trunken über die Mauer einer Trinkerheilanstalt im Weserbergland zurück ins Heim kletterte, aussah ›wie Joachim Fuchsberger in einem seiner frühen Würgerfilme‹.« (Titanic, Juli 1992) Arnfried Astel: »Erzählungen werden selten erzählt, sie werden am Schreibtisch geschrieben. Das merkt man ihnen in der Regel leider auch an: Bei Jörg Schröder ist es anders.« (Saarländischer Rundfunk, Juni 1974) Eberhard Au: »Rigoros dekuvriert er Intimitäten der Medienmacher. Das lieben seine Aficionados.« (Vogue, November 1990)
B Andreas Bildt: »›Drei Eier‹ wird wahrscheinlich der Renner unter den Raubkopien.« (Münchner Stadtmagazin, Juli 1992) Thomas Bock: »Alle, die man selbst toll findet, finden Schröder toll.« (caesar, Zeitschrift der Fachhochschule für Gestaltung, Düsseldorf, November 1995) Karl-Heinz Bohrer: »Die Vorstellung von Schröder als einem von seinen Intellektuellen ferngesteuerten Händler, der bei jedem Anlaß einen inflationär progressiven Jargon betrieb, mußte für den aufkommen, der ihn nur von seinen öffentlichen Auftritten und Erklärungen her kannte. Die Glosse, die hier vor einem halben Jahr zu lesen war und in der Schröder in dieses fatale Licht gerückt wurde, wäre nicht geschrieben worden, hätte damals schon Klarheit darüber bestanden, daß die hier skizzierte Bedeutung des März Verlages in erster Linie eine Leistung Schröders gewesen ist, dessen zur Schau getragener Zynismus mit dazugehörte.« (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Oktober 1972) Henryk M. Broder: »Er macht Tabula rasa, wie es noch keiner der professionellen Entlarver vor ihm getan hat. Er übertritt alle Grenzen des Geschmacks und des Anstandes, ignoriert alle Konventionen, an die sich diejenigen halten, die Tabus zu brechen bemüht sind. Er macht Putz. Man kann sich darüber streiten, ob sein Unternehmen ein Selbstmordkommando oder ein Amoklauf ist. Fest steht, daß da viele auf der Strecke bleiben, die bislang als Linienrichter tätig waren.« (WDR, Dezember 1972) Mathias Bröckers: »Schröders Spiralismus: Frage keiner, was das nun genau ist, es hat mit durchgelegenen Matratzen genauso viel oder wenig zu tun wie mit Spiritismus, Hospitalismus oder Sozialismus und läßt sich am ehesten noch als eine Art Fangmethode beschreiben: das Kreisen der Wurfangel beim Brandungsfischen im Bewußtseinsmeer. Alles klar?« (taz, Mai 1984) »Das Besondere an Schröders Geschichten ist, daß sie nicht im Wahren/Guten/Schönen herumstochern, sondern das kulturelle und literarische Leben schonungslos bloßstellen: die Tricks der Kulturbranche und die Gaunereien des Buchgewerbes, korrupte Redakteure und ignorante Kritiker, dämliche Kulturpolitiker und dummdreiste Salonlinke, mimosenhafte Autorenmachos und maulfertige Opportunisten. Schröder nennt nicht nur die Dinge, sondern auch die Menschen beim Namen, keine pseudonymen Pappnasen sitzen an Schreibtischen, Buffets und Bordellbars herum, sondern das leibhaftige Personal des bundesdeutschen Feuilletonbetriebs.« (taz, März 1990) »Wo es aber um Niveau geht, und nur darum geht es letztlich, ist Dr. Hubert Burdas Bergpredigtsatz nicht weniger obszön als die Headlines seiner Super-Zeitung. Jörg Schröder, einer der letzten wachsamen Kulturkritiker der Republik, hat das bereits vor zehn Jahren bemerkt und auf zwei taz-Seiten über die postume Petrarca-Preis-Verleihung an seinen Exautor R. D. Brinkmann alles erzählt, was man über diesen Bambi-Kulturzirkus wissen muß.« (taz, März 1992) »Wenn alle drei Monate die Büchersendung aus Fuchstal-Leeder kommt, räume ich andere Lektüre sofort bei Seite, nichts liest sich besser weg als fünfzig Seiten ›Schröder erzählt‹.« (taz, September 1994) Alexander Bruchlos: »Etablierte Verleger mit linksliberalem Anstrich werden an ihre braune Vergangenheit erinnert, eine Verknüpfung, die er in seiner Erzählung ›Glückspilze‹ von einer ›Urlaubsbekanntschaft‹ mit einer überdimensionierten Ratte ableitet.« (Main Echo, März 1990) Tim Busch: »Jörg Schröder. Wer? Der Verleger. Nie gehört! Die gelben Bücher, ›März‹ steht drauf. Groß und in Rot. Denkpause. Bingo.« (Reutlinger Tagblatt, 1994) Jürgen Busche, zunächst aber Marcel Reich-Ranicki über das 68er Lebensgefühl: »… die Kunst ist flötengegangen, die Literatur ist flötengegangen. Und wenn wir über Bücher sprechen, die irgendwie das Erlebnis dieser Generation zeigen – nicht sehr bedeutend, aber immerhin, er hat’s genannt, zu Recht – das Buch von Peter Schneider, ›Lenz‹, beinahe das einzige dieser Zeit.« Hellmuth Karasek: »Da möchte ich Vesper sagen.« Marcel Reich-Ranicki: »Na ja, schon literarisch sehr schwach, der Vesper, glaube ich. Ein Zeitdokument, ja, gewiß.« Jürgen Busche: »Und ›Siegfried‹, wie ist das?« Marcel Reich-Ranicki: »Erich Fried?« Jürgen Busche: »Nein, ›Siegfried‹.« Hellmuth Karasek: »Von diesem Frankfurter.« Jürgen Busche: »Verleger. Ist gut geschrieben.« Marcel Reich-Ranicki: »Schröder! O Gott, o Gott, wollen wir auf diese Ebene der Literatur gehen?« Jürgen Busche: »Wieso nicht? Was mir Spaß macht, lese ich zunächst mal. Ich kümmere mich nicht darum, daß ich sage, das ist Fontane, das ist meine Ebene. Das Buch habe ich damals gerne gelesen.« Marcel Reich-Ranicki: »Ein Buch gerne lesen und die Bedeutung eines Buches erkennen, das sind zwei verschiedene Sachen.« Jürgen Busche: »Was kommen Sie immer mit Bedeutung, die Bedeutung überlasse ich Ihnen. Ich möchte das Vergnügen haben.« (ZDF, ›Das literarische Quartett‹, März 1988) Michael Buselmeier: »Am spannendsten sind die Monologe von Jörg Schröder, der sich über Rolf Dieter Brinkmann ausläßt, eine Fundgrube für alle, die sich für den Underground der 60er Jahre interessieren oder auch nur für virtuosen Klatsch.« (Frankfurter Rundschau, November 1991) Jockel Butzbach (i.e.Jörg Fauser): »Schröder sollte von allen gelesen werden, die hier den Mund aufmachen in Stadt und Land. Denn wer sich in seinen Auslassungen nicht auch erkennt, dem gehört die Schreibmaschine verseucht, der Bockschein entzogen.« (tip, Berlin, Juni 1982)
C Daniel Cohn-Bendit: »Man kann nicht sagen: die Sauberen und die Schmutzigen. Ökonomisch wurde Schröders März von Olympia Press getragen. Ich kenne da viele linke Übersetzer – was heißt viele? – zwei, drei …« (in ›Die März-Akte‹, Bayerischer Rundfunk, Fernsehen, 1985) Hannelore Crolly: »Schon gewußt? Rudolf Augstein soll ein Kind mit seinem inzwischen verstorbenen Kulturchef Christian Schultz-Gerstein gehabt haben.« (Rheinpfalz, Mai 1991)
D Diedrich Diederichsen: »Der Mann, der möglicherweise Deutschlands größter Erzähler der letzten fünfzehn Jahre genannt zu werden verdient.« (Spex, Dezember 1986) »Der wichtigste Autor des März Verlags ist Jörg Schröder. Er erzählt von Typen aus der Welt der Überbauproduktionen, aber auch von Bankern, Mädchen, Schnöseln, Christen, Faschisten, Künstlern und Verlegern. Sie alle sind nur in zweiter Linie Opfer von Schröders einmaliger Erzähltechnik. Sie sind zunächst Opfer von Schröders Lebenslauf, den zu kreuzen sie das Pech oder Glück hatten.« (geschrieben für den Spiegel, dort unveröffentlicht, 1984) »Schröders Leistung besteht darin, die unausgesprochene Verwirklichung von Moral und Ästhetik, das Gewinnen und Auspressen jeden ästhetischen Produkts aus einem meist rücksichtslos verwalteten Lebensrohstoff, die/das jedem Kunstwerk zugrunde liegt, derart auch dem Leser aufzuhalsen.« (Kölner Illustrierte, Oktober 1990) Wiglaf Droste: »Schön, Jörg Schröder, daß Sie wieder zugange sind.« (Titanic, September 1990) »Schon vor einem Jahr, als die erste Folge ›Glückspilze‹ erschien, mußte ich damals in ›Titanic‹ vor Schröder den Hut ziehen. Seitdem sind fünf weitere Folgen erschienen, jede besser als die vorhergehende.« (tip, Berlin, 1991) »Schröder lesen ist wie durchatmen. Dabei gefällt er sich nicht als Robespierre, immer richtet er seine Erzähl- und Denunziationslust auch gegen sich selbst. Er ist ein Gegengift im eiweichen Gebrabbel, im gelangweilt-langweiligen, opportunistischen Geschwätz, was in FAZ, taz, Zeit usw. ausgebreitet wird von Leuten wie Schirrmacher, Hage etc., die, wann immer sie den Mund aufmachen, lügen aus Gewohnheit und Prinzip.« (Schädelspalter, Hannover, Februar 1992) Neben so bewußtseinserweiternden Details aber verklickert einem Schröder vor allem eins: Was ist die deutsche Nachkriegskultur, und wie wurde und wird sie gemacht? Und da wird es dann richtig klasse. Schröder erzählt, wer wann und wo was mit wem gekungelt hat, und wie die Chose läuft.« (Rolling Stone, 1996)
E Günter Engler: »Das Erstaunlichste an der Sache: Es kommt bei alledem so etwas wie Literatur heraus.« (WAZ, Essen, November 1972)
F Thomas Faltin: »Bei einer Lesung in der Merz-Akademie entpuppte er sich als ein brillanter Erzähler, der sein Publikum zu schallendem Gelächter hinriß.« (Stuttgarter Nachrichten, Mai 1992) Ekkehard Faude: »Wer das in der Post hat, macht erst mal ein paar Stunden dicht.« (BuchMarkt, Oktober 1990) »Nur das Porträt des KNOe-Chefs Jürgen Voerster, das sich Jörg Schröder soeben in der vierten Lieferung von ›Schröder erzählt‹ leistete, kommt dieser Neutönung aus brillanter Infamie nahe.« (BuchMarkt, April 1991) »Zwei bis drei Stunden höchste Befriedigung jener voyeuristischen Art von Lesen, die das Denken in Bewegung versetzt, weil da tabuisiertes Unterfutter einer Epoche nach außen gekehrt wird. Mit fünfzig Mark pro Lieferung von achtundvierzig Seiten im A4-Format ist das preiswert; kein Scherz. Im nächsten Jahrhundert, also in acht Jahren, werden die Erzählungen dieses wilden Grenzgängers in einer Reihe stehen mit den dreihundert Jahre alten Tagebüchern des Samuel Pepys und den hundert Jahre alten Betriebsplaudereien der Brüder Goncourt.« (BuchMarkt, Oktober 1992) Nils Folckers: »Wenn Jörg Schröder eine exemplarische Figur zu erkennen glaubt, wie eben Peter Handke, Rudolf Augstein oder Jan Philipp Reemtsma, seziert er sie, bis er eine Innenansicht bloßlegt, von der man sich schaudernd abwendet.« (Kulturbeben, Marburg, 1997)
G Rainald Goetz: »Schröders Erzählen belehrt einen auf eine unschlagbar unterhaltsame, wahrhaft komische Weise, wie genau die Radikalität aussieht, die von eigenen mickrigsten Kümmerlichkeitseckchen genauso unspektakulär spricht wie vom eigenen Größenwahn, und wie genau an diesem Punkt, wo alle Entlarvungs- und Selbstentlarvungsabsichten längst zu nichts verglüht sind, das Ich explodiert ins tröstlich Unbesondere, Allgemeine, Verwechselbare. Das ist dann ganz unerwartet große Würde: Jedem Leser-Ich wird, so wie mir, Radikalität zum eigenen Eigenen und darin genau zum Wir gegeben. Das ist superselten. Das ist Glück. Das allein wäre schon genug.« (für den ›Spiegel‹ geschrieben, dort unveröffentlicht, 1984) »Montag, 27. 4. 98, Berlin, 11.36 h. Schröder kommt mir in den Sinn. Daß das Internetzl doch auch für ihn und seine Erzählungen eine sehr passende Öffentlichkeitsform wäre.« ( ›Abfall für alle · Roman eines Jahres‹, Suhrkamp, 1999) Albrecht Götz von Olenhusen: »Seine per Tonband produzierten, dann in der Regel intensiv redigierten Erzählungen verbinden kunstvoll und spiralenförmig exzessive Enthüllungen des Literatur- und Medienbetriebs mit ebenso schonungslosen biographischen Selbstentblößungen. Nachrichten, Ereignisse, Anekdoten, Klatsch und Eindrücke – mit Witz, Satire, Ironie und tieferer Bedeutung –, durch die stets präsente analytische Perspektive des Autors und seinen subjektiven Erzählton verknüpft, kolportieren jene krude Chronik des laufenden Schwachsinns, wie sie zwar auf den Messen von Frankfurt bis Leipzig, auf den Börsen der Branche, in Verlagskonzernen von Burda und Bauer bis Spiegel und Stern, in Funkhäusern von Arte bis ZDF aus einem flinken Mundgehege zum andern wandern, aber eben normalerweise nur als brandheiße exklusive Privatinfo oder als cooler Klatsch, selten jedoch einmal im Druck oder auf Sendung, allenfalls noch in schamhaft und feige verschlüsselter Literaturware gehandelt wird.« (Die Aktion, 2000)
H Hans Heinz Hahnl: »So genaue Einblicke in die Geschäftsbücher, aber auch in die Verlagsplanung, die sonst mit dem Mäntelchen der Kulturarbeit verhängt ist, hat es bisher noch nicht gegeben.« (Österreichischer Rundfunk, Juli 1973) Gerhard Henschel: »Alles, was Sie dem deutschen Kulturbetrieb schon immer zugetraut haben, aber nie zu glauben wagten, erzählt Ihnen Jörg Schröder, wenn Sie bereit sind, ihm viermal im Jahr fünfzig Mark zu überweisen.« (Kowalski, Juli 1991) »Er kennt sie alle: Siegfried Unseld, Gerhard Zwerenz, Rudolf Augstein, Jan Philipp Reemtsma, graue Eminenzen, Hasardeure des Buchmarkts, Kulturgangster, Literaturzuhälter, Chargen, Deppen, Vollidioten, Freunde und Feinde. Soweit die Illusion vom vernunftgeleiteten kulturellen Leben überhaupt noch intakt war, bei der Lektüre von Schröders haarsträubenden Erzählungen muß sie spätestens implodieren.« (Tip, Berlin, Oktober 1993) »Was die Klappentexte aller möglichen zähen Werke versprechen, die als ›Schelmenromane‹ verkauft werden sollen – Witz, epische Breite, Polemik, erzählerische Wollust –, löst Schröder ein, ohne größeren Wert darauf zu legen.« (FAZ, Oktober 1994) Frank Hertweck: »Eine Welt entsteht, weil Schröder sie erzählt, und nicht, weil ein paar bekannte Nasen auftauchen.« (Südwestfunk, 1994) Helmut Höge: »Der von Schröder verwendete Begriff ›Business Art‹ bezieht sich aber weniger auf diesen Umstand als auf ein früheres März-Projekt: ›Bismarc Media‹.« (taz, 1991) Helge Hopp (fragt): »Und wenn doch wieder Klagen auf Sie zukommen?« Jörg Schröder antwortet: »Dann wird die jeweilige Folge nicht mehr hergestellt, ist aber schon an dreihundertfünfzig Subskribenten ausgeliefert.« (Hamburger Morgenpost, März 1991)
I/J Lorenz Jäger: »Wieviel Wissenswertes man tatsächlich von Leuten wie Rolf Eden erfahren könnte, hat vor Jahren der Verleger Jörg Schröder mit Peter Kuper in dem legendären Buch ›Hamlet‹ gezeigt, einem wahren Hausschatz der Frankfurter Sozial- und Sittengeschichte.« (FAZ, 1997) Frank Jakubzik: »Jörg Schröder liest am 21. März im Literaturbüro, und das ist für uns junge, nichtsahnende Mädchen und Buben eine sogenannte Lustverpflichtung.« (Prinz, Frankfurt, März 1991) Peter W. Jansen: »Doch diese Charakterisierung klingt, als hätten wir es mit kunstvoll zubereiteter, ausgebuffter Literatur zu tun. Das Buch, sein Rhythmus, seine steigenden und fallenden Linien, die Bögen der inneren Spannung sind mit Sicherheit kalkuliert – aber das alles begegnet dem Leser in einem Ton, der die Distanz, die jedes Arrangieren mit sich bringt, sofort überspringt. Das Buch spricht an, weil der Erzähler anspricht, er erzählt einem Partner, der zuhört, er hat den Partner vor Augen – und vielleicht ist das Buch so entstanden. Der raffinierte literarische Einfall bestünde dann darin, an der ursprünglichen (das Wort in doppelter Bedeutung) Erzählhaltung nichts geändert zu haben. Das gibt dem Buch seine faszinierende Unmittelbarkeit; es klingt, als sei es im Direktton aufgenommen.« (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Oktober 1972) Heinz Johnen: »Zwei Bücher platzen auf dem Markt wie Schrapnelle: Rudolf Augstein polemisiert mit Jesus Menschensohn gegen die Theologen, und Jörg Schröders Lebensbeichte ›Siegfried‹ grenzt an Harakiri.« (Express, Köln, Oktober 1972) Hans-Klaus Jungheinrich: »Man kann nur jedem abraten, in die Nähe von Jörg Schröder zu kommen, denn zuerst bohrt er alle Zeitgenossen mit seinem unbestechlichen Durchblick auf den Grund, anschließend macht er sie in seinen nächsten Memoiren zu Hackfleisch. Die Schröderschen Klatsch- und Matschgerichte haben indes einen goût, der beim Leser geradezu Süchtigkeit hervorrufen könnte.« (Frankfurter Rundschau, Juli 1982)
K Viktoria Kaiser: »Kuriosa dicht, fließend, böse zugespitzt anzubieten, dabei Spielchen mit den Verben zu treiben, da wird ›hochgetourt‹ und ›reingesweetheartet‹, das ist nicht jedermanns Gabe.« (FAZ-Stadtausgabe, 1994) Hellmuth Karasek (siehe auch unter Jürgen Busche): »Ein Selbstbekenntnis, ein Stück Entblößungsliteratur, wie man es so rücksichtslos von deutschen Literaten, anders als etwa von französischen, bislang nicht gewohnt war.« (Der Spiegel, März 1973) Wolfram Knorr: »Man muß schon lange überlegen, um einen deutschsprachigen Schreiber zu finden, der wirklich von unten, von der Basis, diese Entwicklungen schildert. Und genau das macht Schröders rabiate und radikale kulturkritische Arbeiten so spannend: Er schert sich um keinen Konsens, weder um einen literarischen noch einen politischen.« (Weltwoche, Zürich, Juli 1982) Ursula Krechel: »In Eile geschrieben, in Eile produziert, in Eile, aber noch rechtzeitig zur Buchmesse auf den Markt geworfen. Es wird hastig gelesen, die ersten einstweiligen Verfügungen lassen sich schon absehen. Das Buch, von Schröder schlicht und deutsch ›Siegfried‹ genannt, wird den Weg allen Fleisches im Buchgeschäft gehen: man wird sich im Frühling nicht mehr daran erinnern, was im Herbst Furore gemacht hat.« (Pardon, November 1972) Helmut Kreuzer: »Einblicke in bohemische Lebensläufe der ›westlichen‹ deutschen Literaturszene der letzten Jahrzehnte vermitteln autobiographische Texte des März-Verlegers Jörg Schröder.« (Aufklärung über Literatur. Epochen, Probleme, Tendenzen, 1992) Karl Krolow: »Folgen wir lieber Siegfried in dem, was er liebt und wie er liebt. Dann ist er zwar auch noch nicht gleich lieb anzuschauen, aber doch bei seiner Sache, auf die er sich versteht und bei der er stehen läßt, immer wieder.« (Darmstädter Echo, Oktober 1972) Detlef Kuhlbrodt: »Und das ist dann durchaus interessant, wenn ›Zitterbacke‹ in der ›Jungen Welt‹ als DDR-Regressions-Kult – also quasi gleichberechtigt – neben Jörg Schröder, einem der wichtigsten und modernsten westdeutschen Publizisten steht. Da wird man plötzlich zum bekennenden Westler.« (taz, Mai 1994)
L Guntram Lenz: »Schröder las und erzählte zum Vergnügen der Zuhörer, kaum bremsbar, bis in die Nacht, und kaum einer konnte beurteilen, was wirklich wahr, was gut erdichtet war.« (Marburger Neue Zeitung, 1997) Erwin von Löw: »Hier ist ein Schelmenroman entstanden, und es scheint denkbar, daß man dieses Buch einmal neben den Simplicissimus, neben den spanischen Picaro-Roman stellen wird.« (Heidelberger Tageblatt, Dezember 1972)
M Toni Meissner: »Ein Buch wie es buchstäblich noch nie erschienen ist.« (Abendzeitung, München, Oktober 1972) Franz Norbert Mennemeier: »Auch über der Gegend von Düsseldorf und Köln ist ein ungenierter Blitz heruntergegangen und hat aktuelle berühmte Namen und Gestalten nicht unberührt gelassen.« (Neues Rheinland, Dezember 1972) Jochen Meyer: »Ich habe mich danach gleich entschlossen, Kopien der Seiten 27 und 28 aus ›Schröder erzählt‹, Folge 30, in den entsprechenden Band des Grimmschen Wörterbuchs zu legen. Findet das Ihre Billigung? Denn Sie haben natürlich recht: Vermutlich reicht ein Jahrhundert nicht aus bis zum Erscheinen einer neu bearbeiteten zweiten Auflage des Bandes mit dem Buchstaben Z. … Dort ist nun leider von Hetero nicht die Rede, sondern es werden Belege für masculinum, femininum und neutrum gegeben. Darauf folgt dann – wie billig – der ›Verfall des Geschlechts‹. Darunter wäre dann wohl Ihr Beispiel mit den ›zwaa Ba‹ einzuordnen. Was aber, bitteschön, hatte man sich dann bei ›zwä Ba‹ zu denken?« (Deutsches Literaturarchiv, 1997) Katja Möhrle: »Nicht chronologisch, sondern wie ein Wurm, der sich einen Tunnel durch die ›Reinzeit‹ grabe, bewege er sich in seinen Texten bis zur Quantentheorie vorwärts.« (FAZ-Stadtausgabe, 1998) Michael Mönninger: »Aus der Asche steigt der heute Fünfzigjährige schon wieder empor und kündigt seinen dritten literarischen Rundumschlag an: Vielleicht heißt es dann ›Siegfried III‹, diesmal ohne Lindenblatt.« (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Mai 1988)
N Horst F. Neißer: »Läßt man sich von der rüden Sprache, den Zynismen und Sexualerlebnissen Schröders nicht beeindrucken, dann ist das Buch spannend, interessant und auf jeden Fall amüsant. Es hat den Reiz und die schillernde Buntheit exotischer Fliegen, in deren Rüssel gefährliche Krankheitserreger sitzen.« (Buch und Bibliothek, Dezember 1972) Robert Neumann: »›Siegfried‹ ist das skandalöseste Buch, das ich kenne – und ich kenne viele, einschließlich dieses oder jenes meiner eigenen. An Schröders Seelsorge hätte nicht ein einzelner Priester zu tun, sondern die task force eines ganzen religiösen Ordens. Eine Kreuzung von Herostrat, Kamikazeflieger, Mafiaboß und Bobby Fischer. Einen Großgeschäftemacher, Schuldenmacher, Windmacher, Firmenmacher, Pleitemacher, paraliterarischen Bewegungsmacher – kurzum, so einen Macher gab es nicht seit der letzten galoppierenden Inflation. Unter den Bewohnern meines sechshundert Jahre alten Hauses in Kent stieß ich auf einen sicheren Thomas Munn, Wegelagerer. Der wurde gefangen und verurteilt, das war im 17. Jahrhundert. In der Armesünderzelle schrieb er seine Lebensgeschichte, und als der Henker ihn holen kam, überreichte ihm Munn als Präsent das Manuskript. (Es liegt jetzt im Britischen Museum.) Das ist dieser Schröder: der wiedererstandene Wegelagerer Thomas Munn.« (Deutsche Zeitung, Christ und Welt, Nov. 1972)
O Ulrich Ott: »Schröder erzählt gerne, gut und schandmäulig von sich und anderen.« (Protest! Literatur um 1968 – Marbacher Kataloge 51, 1998) Carsten Otte: »Leider bringt mir der Herr von der Post nicht oft so ein wunderbares Päckchen, leider nur alle drei Monate.« (Junge Welt, 1996) Andreas Otteneder, Peter Kessen, Noe Noack: »In ihrer grausam-komischen Art vernichten Schröders Berichte die Vorstellung vom bürgerlich-gesitteten Kulturleben, vom fitten Feuilleton, ganz abgesehen davon, daß hier auch die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland am Beispiel von Geschichten über Menschen erzählt wird.« (Münchner Stadtmagazin, Oktober 1991)
P/Q Thomas Palzer: »Folgt man dem Ruf, der jemand vorauseilt, gelangt man paradoxerweise zu der Quelle, der der Ruf entsprang. Irgendwo hinter dem Ammersee fließt der Lech, und irgendwo hinter dem Lech finden sich noch Reste der römischen Handelsstraße Via Claudia. Hinter der Via Claudia liegt Fuchstal-Leeder, ein Dorf, wie es nur in Bayern ausgebrütet werden kann. An der Mitte des Dorfes ragt eine Kirche hoch empor, und nahe der Kirche steht ein Haus, eine Villa besser gesagt, und in der Villa, sind wir erst mal drinnen, findet sich auch die Quelle, und drinnen sprudelt Jörg Schröder.« (Bayerischer Rundfunk, Oktober 1990)
R Georg Ramseger: »In dem Literaturbetrieb, der Schröder so ankotzt, war er einer der wirbelndsten Kreisel.« (St. Galler Tagblatt, Dezember 1972) Matthias Reichelt: »Seit zehn Jahren arbeitet die Liebes-, Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Schröder & Kalender an dem großen Fortsetzungsroman, der quartalsweise in homöopathischen Dosen von jeweils 45 bis 50 Seiten erscheint und nun mit der Publizierung des 40. Bandes Ende September seinen Abschluß findet. … Der intime Blick hinter die Kulisse befriedigt einerseits einen Voyeurismus, von dem alle in der Branche zehren, ohne es freilich zuzugeben, andererseits lassen sich Zusammenhänge und Entwicklungen erkennen, die einige Protagonisten heute gerne unter den Teppich kehren. Das gilt in der Branche selbstverständlich als unschick und Verrat. Schröder hat sich seine Skepsis gegenüber herrschender Geschichtsschreibung bewahrt und verbindet sein linkes Bewußtsein mit einem intelligenten Hedonismus, der nichts mit der tumben Ich-will-Spaß-Generation gemein hat.« (taz, 2000) Stefan Ripplinger: »Schröder bot in der Berliner Volksbühne Reminiszenzen von stiller Schönheit.« (Neues Deutschland, November 1993) Dorothea Roth: »Ein Fassbinder für feine Leute … Nach seinen im ›Siegfried‹ mit Empfindlichkeit und Begabung gemachten Erfahrungen im Verlagsgeschäft ist der März-Verleger Jörg Schröder für den zusammen mit Otto Jägersberg verfaßten Fernsehfilm ›Immobilien‹ ein Geschäftspraktiken bravourös aufdeckender, private Zwänge verständnisvoll behandelnder Autor.« (Süddeutsche Zeitung, Februar 1973) Jürgen Roth und Kay Sokolowsky: »Jörg Schröder, Gründer des März Verlags und seit 1970 einer der besten Kenner des bundesdeutschen Kulturgauner- und -raunermilieus sowie aller möglichen, an etwaige aufgeregte Alternativkonjunkturen angeschlossenen Presseaktivitäten, sorgte durchs Ausplaudern zahlloser sogenannter Verlagsgeheimnisse, publizistischer Machenschaften, Absprachen und krummer Touren dafür, daß die Priester des hohen Wortes und der ewigen Werte plötzlich als jene lächerlichen Figuren in der Kulisse herumstanden, die sie allem Anschein nach tatsächlich seit jeher sind – zumindest seit die bürgerliche Gesellschaft Meinungsinstitute (Salons, Cafés, Theater, Kulturämter) unterhält und den frei flottierenden Intellektuellen installiert hat, der keine Legitimation besitzt außer jene, so lange Bündnisse zu schmieden, bis er was gilt.« (Wer steckt dahinter? Die 99 wichtigsten Verschwörungstheorien, Kiepenheuer und Witsch, 1998)
S Monica Schall: »Der Konflikt liegt darin, daß dieser mit allen Wassern gewaschene Kapitalist innerlich doch ein sensitiver, wort- und wahrheitsuchender Außenseiter bleibt.« (Aufbau, New York, März 1973) Fritz Schleicher: »Ein Mann, der so brutal auspackt, so wild um sich schlägt, provoziert den Haß und die Kameraderie der Angegriffenen und ihrer Hintermänner.« (Nürnberger Nachrichten, Oktober 1972) Ralf Schlüter: »So kündigt Schröder, nach eigenen Worten ›noch nicht abgebrüht genug zum Schweigen‹, das dritte März-Comeback an.« (Zitty, Berlin, April 1991) Uve Schmidt: »Die eingegangenen und noch ausstehenden Gerichtsverfügungen zeigen, daß gerade die sogenannten Kulturschaffenden sich im Testfall trotz ihrer Privilegien – was ihre eigene und die öffentliche Meinung anlangt – als Umfaller erweisen.« (Konkret, Oktober 1972) Michael Schreiner: »Was hat ein Mindelheimer Ehepaar, das Luxusküchen unters Volk bringen will, mit Stechmücken auf Kreta und Siegfried Unseld zu tun? Genausoviel wie der Kältefetischist und Studienrat namens Rußland mit den unbekannten Seiten vom ›Spiegel‹-Herausgeber Augstein: All das gehört in den Erzählkosmos und die Vita des Autors und früheren März-Verlegers Jörg Schröder.« (Augsburger Allgemeine Zeitung, September 1992) Christian Schultz-Gerstein: »Diese Haffmans-Geschichten gehen gut in den Kulturbetrieb rein. Matthias Wegner weiß das dann, weil Raddatz es weiß. Es wird doch immer unterm Tisch gelesen – unter der Bank.« (Die März-Akte, Bayerischer Rundfunk, Fernsehen 1985) Sabine Schultze: »Der Kritiker Karl-Heinz Bohrer von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bekämpfte einen Verleger und bedauert jetzt das schnelle Ende seines Verlags. Er überprüft sein Urteil und gibt zu, nicht genug gewußt zu haben. Das ist Größe.« (Rhein-Neckar-Zeitung, November 1972) Uwe Schweikert: »Handke thematisiert in seiner Erzählung die Schwierigkeit, einen persönlichen Stoff zugleich möglichst objektiv in kunstloser Berichtsform darzubieten: Antiästhetik als eine neue Ästhetik. In weit radikalerer Form wird dieses Problem in Schröders Autobiographie diskutiert … Literatur – solchermaßen als Einheit von Schreiben und Leben definiert – hat eine gesellschaftliche Funktion; sie bewirkt Erkenntnisprozesse: Erkenntnis der Umwelt wie des eigenen Ich … Dieses Buch zähle ich zu den faszinierendsten und erschütterndsten, die seit langem erschienen sind – faszinierend gerade in seiner Kunstlosigkeit, erschütternd noch im Haß und Ekel.« (Neue Rundschau, März 1973) Gustav Seibt: »Vorerst genügt schon der Klatsch aus drei Jahrzehnten, den Jörg Schröder als Autobiographie in Fortsetzungen an zunehmend begeisterte Abnehmer vertreibt: uferlos und indiskret wie Casanovas Memoiren. Eine Sumpfblüte, die schöner blüht als manche Schwerliteratur.« (FAZ, Oktober 1994) Claudius Seidl: »Was Feinde angeht, läßt Schröder keinen aus: Er verhöhnt Peter Handke, verspottet Hubert Burda, hackt auf Bazon Brock herum, kann den ›Spiegel‹ nicht ausstehen … Und immer spürt man diese ungeheure Kraft, mit der sich Schröder seine Welt erfindet und erschafft … So behauptet sich Schröder und löst sich zugleich auf in der eigenen Fiktion: Was er im wirklichen Leben tut, ist Arbeit an der eigenen Erzählung. Was er erzählt, verwandelt sich in Wirklichkeit, schon weil die Folgen, die Feindschaften und Prozesse nicht aufhören, wenn die Erzählung zu Ende ist.« (Der Spiegel, April 1996) Kay Sokolowsky siehe Jürgen Roth. Wolfgang Spindler: »Schröder nennt noch immer alle Namen: Er ist ein Erzähler vom Schlage eines mittelalterlichen Sendboten, also der Wahrheit verpflichtet. Ein Chronist des laufenden Schwachsinns.« (Frankfurter Rundschau, September 1994)
T Kurt Lothar Tank: »Man begreift, daß Einspruch gegen dieses Buch erhoben, daß es beschlagnahmt wurde. Und doch scheint mir festzustehen, daß Fortschritt in diesem Bereich nur um diesen Preis zu erreichen ist. Schröder führt auf dem Gebiet der Literatur weiter, was Warhol im Film (›Flesh‹, ›Trash‹) und im Roman (›A‹) begonnen hat, was der radikale Realismus im Bereich der bildenden Kunst von heute anstrebt.« (Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, November 1972) Horst Tomayer: »Komm, laß uns unsre Glieder verschränken / Und dabei weder an morgen noch Sör Fulbert denken. (Abälaar an Elloies am 1. Januar 1117) / Sollt nicht allerweil so fleißich sein, Schaffenspack elenz! / Barbara, Jörgl, / macht euch doch lieber mal einen Lenz, / einen schönen. / Ich hab in meiner Wirtshausrunde einen Mensch, der ist seit sechs Jahren! arbeizlos und macht aber auch sonst nicht nur nicht einen, sondern überhaupt keinen Schlach. Und – eees geht. / Ihr aber – erzählen, subskribieren, korrigieren, desktopln / dayin dayout / annum für annum.« (nicht in Konkret, 1. Januar 2001) Jamal Tuschick: »Wer zu Besuch kommt, kriegt zu essen. Barbara Kalender und Jörg Schröder sind aufmerksame Gastgeber: kulinarische Idiosynkrasien der Besucher werden vorab erfragt. Der Hausherr war mal Schloßherr (zu Florstadt). Vom Inventar geblieben ist der Tisch, an dem gegessen wird.« (Frankfurter Rundschau, 1998) »März war das Label der Achtundsechziger-Revolte, Schröders 1972 publizierte Autobiographie, ›Siegfried‹, ein Skandal, der den Eindruck aufkommen ließ, es gäbe in Deutschland ein Bürgertum, das mit Kunst zu erschüttern sei.« (Frankfurter Rundschau, 2000)
U Johannes Ullmaier: »Wie wenig sich die Visionen der Beat-Poeten mit denen marxistischer Kader deckten, wie lautstark die Differenzen ausgetragen wurden und wie doch eben dadurch letztlich alles Teil einer gemeinsamen, ihre Faszination gerade aus der wechselseitigen Verquickung ziehenden Szene war, erweist sich nirgendwo so deutlich, wie im exemplarischen Verlag der Zeit – dem März Verlag Jörg Schröders. Hier stand Leonard Cohens Prosa programmatisch neben Edgar Snows ›Roter Stern über China‹, John Giornos Lyrik neben Rühles ›Psychologie des Proletarischen Kindes‹. Daß weder Rolf Dieter Brinkmann, der am Anfang für den popliterarischen Teil des März-Programms zuständig war, noch SDS-Mann K. D. Wolff, als politischer Lektor, mit der jeweils anderen Seite glücklich waren, pointiert Jörg Schröder selbst.« (Hessischer Rundfunk, 2000) Jörg Ulrich: »Auf Anteilnahme kann der Mann erst rechnen, wenn es ihm um Literatur geht.« (Münchner Merkur, November 1972)
V Klaus Völker: »Ob der jüngste Coup, den der Initiator des März-Verlags in Frankfurt mit ›Siegfried‹, seiner Lebensbeichte, gelandet hat, ihm neuen Ruhm und Geld bescheren wird, steht noch nicht fest.« (Tages-Anzeiger, Zürich, Januar 1973) Henner Voss: »In vierteljährlich erscheinenden Fortsetzungen packt Schröder aus: Über Menschen und Zustände in dieser Republik, im besonderen aber über den sinistren Literaturbetrieb, über Verleger, Autoren und Buchhändler (Könner und Luschen), über Fertigköpfe und Nichtzubeschwichtigende, über Freunde und Gegner, die, von Schröder zur Brust genommen, vielleicht die Lager wechseln werden, denn Freundschaften und Fehden waren für Jörg Schröder nie Anlässe zu lebenslangen Bündnissen und Feindseligkeiten, sondern häufig gute Gründe für Zerwürfnisse und Versöhnungen. – Er schreibt wieder über seine Irrtümer, Unzulänglichkeiten und Pleiten, drollig und traurig, beklommen und ausgelassen, gewinnend und brüskierend. Und an keiner Stelle taktisch oder verleumdend.« (Buch-Markt, Mai 1990)
W Heiner Waniek: »Jörg Schröder befindet sich auf einer Lesetour durch Nordrhein-Westfalen. Es sei schlicht festgehalten, daß er ein guter Erzähler ist, der mit scharfer Beobachtung auch die entlarvendsten Details seines Erzählpersonals festhält.« (Rheinische Post, Oktober 1990) Florian Felix Weyh: »Jörg Schröder faßt die unbewußte Verquickung zwischen erotischem Hohelied und katholischer Liturgie in einem Satz zusammen.« (Versuch über die verkehrte Öffnung, Jahresgabe, 1997) Arno Widmann: »Sollte Schröder fünfhundert Exemplare verkaufen, so entspräche das einer Einnahme von fünfundzwanzigtausend Mark. Die Kosten dürften ein Drittel kaum erreichen. Ein gutes Geschäft. Noch besser aber sind seine Geschichten.« (taz, August 1992) Winfried Wittmann: »Er blickt verschmitzt auf, seine Augen suchen den Blickkontakt zu seinem Gastgeber von der Volksbücherei Fürth, der mal wieder in schallendes Gelächter ausgebrochen ist.« (Nürnberger Nachrichten, September 1992)
X/Y/Z Zacharias Zaster: »Jörg Schröder, Ikone der Pop- und Pornoliteratur, zog 1968 mit seinem März Verlag manch zwielichtige Gestalt an. Einer seiner Autoren lebte nicht schlecht von dem, was er ›Coin-Business‹ nannte.« (Kapitale Lust, Quadriga Verlag, 1999) Helmut Ziegler: »Für knappe fünfzig Seiten verlangt er den durchschnittlichen Meisterlohn von dreiundvierzig Mark plus Porto- und Verpackungspauschale. Dafür bekommt der Leser eine handschriftlich gewidmete Ausgabe, gedruckt auf ›Poet‹ (so heißt dieses wundersam gelbliche Papier in Fachkreisen).« (Marie Claire, Dezember 1990) Dieter E. Zimmer: »Dieses Buch ist ein Brocken, der sich nicht indigniert beiseite schieben läßt, so sehr es sich an den vornehmen Manieren und Konventionen des Kulturbetriebs vergeht. Wer ihm vorwirft, das gehöre sich aber alles ganz und gar nicht, kommt mir vor wie jemand, der einem explodierenden Dampfkessel mit dem Finger droht. Daß Schröder mit Vorliebe unter die Gürtellinie ziele, läßt sich nicht einmal sagen – er kennt keine Gürtellinie, er redet von kompletten Leuten.« (Die Zeit, Oktober 1972) Christian von Zittwitz: »Mit der seit 1990 nur per Abo erhältlichen Reihe initiierte er eine neue Erzählweise, die vor intimen Details über Weggefährten nicht zurückschreckte und ihn zum Kultautor machte.« (BuchMarkt 2000) Gerhard Zwerenz: »Ein so ätzendes, schwarzes, vor Haß und Bosheit schon wieder leuchtendes Buch wurde hierzulande noch nie geschrieben. Es gehört zu jener Sorte, die durch Verbote nur lebenskräftiger werden und das Schicksal der Werke Henry Millers wiederholen. Eine literarische Produktion, die so gänzlich korrumpiert ist wie unsere, … hat als Korrektur ein so bitteres Gegenmittel wahrlich verdient. Wenn die Literatur gänzlich zum Showgeschäft verkommt, ist es Zeit für Schriftsteller, entweder Abstinenz zu üben oder aufzumucken. Mit ›Siegfried‹ dokumentiert Schröder unseren Kulturbetrieb, unsere Wirtschaftsordnung und sich selbst mit einer Gnadenlosigkeit, die allein Wirklichkeitssatire ermöglicht.« (Frankfurter Rundschau, Oktober 1972) »Schröder pfeift auf honorige teure Verlagseditionen und bietet vierteljährlich im eigenen Augsburger März Desktop Verlag eine Folge seiner besonderen Erzählungen. Die einzelnen, luxuriös und technisch perfekt produzierten Hefte sind zwar nicht billig, doch für einige hundert Interessierte unverzichtbar, weil hier der übliche Massenschund ebenso wie die staatsnahe Literatur ungnädig realitätsscharf gekontert wird. Begleitet vom unüberhörbaren Schweigen der Betroffenen erzählt Schröder die untergründige Kultur-, Kapital- und Politgeschichte der Bonner Republik. Spätere Historiker, so sie nicht am üblichen Kunsthonig kleben bleiben wollen, werden zu dieser Quelle müssen.« (Ossietzky, 2001)
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